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Peter Eisenburger

Hochschulreform gescheitert
Zum Hochschulrahmengesetz 1973

Im Kern analysiert dieser Aufsatz die entscheidenden Fragen nach wie vor richtig, wie ich finde, wenn ich auch die auf S. 44 unter „ferner“ aufgeführten Punkte heute nicht mehr so sehen würde.

Der Sprachduktus und die ideologische Verknüpfung des beobachteten Geschehens mit Aussagen der marxistischen Bildungsökonomie waren zeittypisch.

Die weitere Entwicklung hat den Befürchtungen recht gegeben.

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hochschulrahmengesetz_1973

Für den Historiker ist es gleichermaßen faszinierend und erschreckend, wie die zeitliche und inhaltliche Verkürzung des Studiums Jahrzehnte später über die EU mit der sogenannten „Bologna“-Reform durchgesetzt wurde – kurze Regelstudienzeiten, Trennung in Kurzstudium (BA) und Langstudium (MA), in den technischen Fächern die Abschaffung des hochgradig qualifizierten deutschen Studienabschlusses Diplom-Ingenieur, die Verschulung des Studiums mit eng getakteten Massenveranstaltungen, damit verbunden eine Flut von abzuleistenden „credit points“ usw. Alles in allem sind die Folgen für wirkliche Wissenschaftlichkeit und Kritikfähigkeit, die Zeit, Abstand und Kreativität brauchen, verheerend und auch überall erkennbar.

Damals ungeahnte, aber ein halbes Jahrhundert später eingetretene Aktualität hat die Warnung vor dem Zugriff der Konzerne (des Kapitals, wie die Marxisten sagen) und ihrer willigen Helfershelfer in Regierungen und Medien auf die Wissenschaft, hier: die Medizin, durch die Anfang der 2020er Jahre durchgesetzten, für viele Personen massiv bis letal gesundheitsschädlichen, aber hohe und risikolose -zig Milliardenprofite garantierenden mRNA-„Impfungen“ gegen die „Corona-Pandemie“ bekommen. –

Leider waren mir bei diesem Artikel, den ich Anfang 1974 schrieb, ungewöhnlich viele Vertipper unterlaufen, zum Beispiel auch das doppelte Wort auf S. 43 oben, das ich nun nachträglich auf dem Scan entfernt habe. Eigentlich arbeitete man damals sehr konzentriert an der Schreibmaschine, weil Korrekturen ziemlich aufwendig waren. Waren einem Fehler unterlaufen, konnte es erforderlich sein, eine ganze Seite neu zu tippen. Deshalb erstellte ich auch bis ins Jahr 1990, als ich meinen ersten PC erwarb, immer erst ein mit Bleistift geschriebenes Manuskript. Heute mit Textverarbeitung löscht man einfach etwas und tippt es neu, verschiebt ganze Absätze und Seiten, lässt die Rechtschreibprüfung über den Text laufen usw.

Ob Texte durch diesen neuen Arbeitsstil inhaltlich besser geworden – da bin ich mir nicht sicher. Länger - ja. Dazu trägt auch der heute viel bessere Zugang zu Informationen bei. Studenten werden allerdings verleitet, nur noch kostenfreie elektronische Texte zu verwenden, was grundfalsch ist. Bei meinen wissenschaftlichen Arbeiten stelle ich immer wieder fest, dass die entscheidende Literatur nur in gedruckter Form oder über sehr teuren Download bei Verlagen wie de Gruyter verfügbar ist, weil die Autoren und Verlage ja etwas verdienen wollen.

Ende August 2024 wollte ich in der Landesbibliothek Wiesbaden ein Buch ausleihen. Es handelte sich um eine per Fernleihe von der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim besorgte, im Jahr 1963 an der Humboldt-Universität Berlin (DDR) vorgelegte Dissertation. Ich kam zunächst mit dem neuen Ausleihsystem nicht zurecht, weil sich mein Bibliotheksausweis nicht scannen ließ. Direkt daneben saßen ca. 12 Studenten an Bildschirmen. Ich fragte höflich: „Könnte mir grad‘ jemand hier helfen?“ Alle sahen mich rätselnd an. Sie wussten nicht, was ich wollte. Sie hatten noch nie ein Buch ausgeliehen.

8. September 2024

Siehe auch Hochschulrahmengesetz 1977.

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Hochgeladen am 22. September 2024.