Konzeption und Aufbau öffentlicher Bibliotheken als Kultur- und Informationszentren
A. Stadtteilbücherei Rodheim vor der Höhe (1988–1989)
Beim Aufbau der Stadtteilbücherei Rodheim vor der Höhe (Wetteraukreis) in den Jahren 1988 und 1989 ging ich nach den neuesten Entwicklungen des öffentlichen Bibliothekswesens vor.
Zu Beginn meiner Tätigkeit ab dem 1. März 1988 hatte ich nichts anderes vor mir liegen als einen Block Papier und einen Bleistift. Wie informierte ich mich, was zu tun war? In fuhr in die Universitätsbibliothek Gießen. Im Zeitschriftenlesesaal arbeitete ich die letzten 20 Jahrgänge der Zeitschrift “buch und bibliothek” durch, des Zentralorgans der Bibliothekare an öffentlichen Bibliotheken. Über mehrere Wochen verschlang ich diese monatlich erscheinenden Hefte geradezu.
Es gab in den 70er und 80er Jahren zwei Haupttrends, die heute als selbstverständlich erscheinen mögen, es damals aber keineswegs waren:
Die Erweiterung des klassischen Medienbestandes durch audiovisuelle Medien sowie die Führung einer öffentlichen Bibliothek als Kultur- und Kommunikationszentrum.
Während die Bestellung von Musikcassetten keine große Sache war (man benutzte die Vorauswahl der ekz in Reutlingen), erforderte die Planung und Durchführung von Veranstaltungen einen erheblichen Aufwand an Zeit und vor allem Know-how und Kontakte.
Ich organisierte eine ganze Bandbreite an kulturellen Aktivitäten, die jeweils mit Pressearbeit vor- und nachbereitet wurden:
Die Künstlerin Dagmar Hirsch-Post mit mir vor dem Historischen Rathaus Rodheim. November 1989.
Eine der besten Arbeiten von Cerstin Lenjo aus Rodheim vor der Höhe.
Dabei waren natürlich die normalen Bibliotheksarbeiten, also der Bestandsaufbau von “Null”, die Einrichtung und Führung des Leihbetriebs (ausleihfähige Bearbeitung der Medien, Karteikarten für die Medien, Benutzerausweise, Benutzungsordnung – alles mit der Schreibmaschine), die Auswahl und Bestellung der Bibliotheksmöbel, die Zusammenarbeit mit den städtischen Funktionsträgern und Gremien usw. als Basis von allem auszuführen. Hinzu kam die Vernetzung mit anderen Bibliotheken im Rhein-Main-Gebiet, die Präsenz in den entsprechenden bibliothekarischen Arbeitskreisen und dergleichen.
Ein großes Thema waren die Öffnungszeiten. Wir öffneten auf meinen Vorschlag hin auch samstags, was damals noch sehr unüblich war und mir Kritik vom Berufsstand der Bibliothekare einbrachte. Ich war aber immer der Auffassung, dass diejenigen Personen, die eine Bibliothek mit ihren Steuern finanzieren, auch in der Lage sein sollten, die Einrichtung selbst zu nutzen. Die Benutzer- und Ausleihzahlen gaben mir recht: sie lagen relativ zur Einwohnerzahl in der Spitzengruppe hessischer Bibliotheken.
Der Text, hier im PDF-Format, gibt mein Konzept, ja mein Credo öffentlicher Bibliotheksarbeit wieder, bereitet die Zahlen auf und macht Vorschläge für die weitere Entwicklung.
Ich selbst schied nach Auslaufen meines Vertrages zum 31. Dezember 1989 aus meiner Tätigkeit in Rodheim vor der Höhe aus und wechselte zum 1. April 1990 als freier Mitarbeiter zur Hessischen Landesentwicklungs- und Treuhandgesellschaft (HLT) in Wiesbaden. Hier wurde ich Projektleiter für ein großes Vorhaben der EG zur regionalen Strukturentwicklung im Vogelsbergkreis.
Eingerichtet war die Stadtteilbibliothek Rodheim vor der Höhe damals (und ist es wohl bis heute noch) im Historischen Rathaus.
2. Juni 2024
Hochgeladen am 2. Juni 2024. Zuletzt editiert am 27. Juli 2024.