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Sommer 2011
Am 1. Juni ist es etwas kühl und wolkig.
Aber am 2. Juni, an Christi Himmelfahrt, ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Ein makellos blauer Himmel, herrlich windig, 22 Grad. Morgens im Radio Glockengeläute. Das ist leider selten geworden und weckt Erinnerungen. Ich nutze die Zeit für eine gelungene Fotoexkursion ins Städtchen. Dort werde ich erneut von Kirchenglocken empfangen.
Beim Fotografieren bemerke ich, dass das 50 mm / 1.4 G das ideale Objektiv für die D700 ist. Was für ein klares, helles Bild. Einfach phantastisch. Und so angenehm für die Augen. Die Schmetterlinge fotografiere ich wegen der Brennweiten- verlängerung des APS-C-Sensors weiter mit der D90 und meinem neuen 105 mm / 2.8 G Makroobjektiv.
Mittags im Garten an meinem schönen neuen Sitzplatz. Traumhaftes Wetter, genussvolles Essen, köstlicher Weißburgunder. Wegen dem Feiertag kaum Verkehr. Der Wind in den Blättern, die Vögel.
Seit Tagen fällt mir der sehr lebhafte Gesang des Distelfinken-Pärchens auf, das sich in der Gegend niedergelassen und offenbar seinen Lebensmittelpunkt in meinem Garten mit Streuobstwiese hat. Der Gesang erinnert sehr an den der Kanarienvögel. Nochmals Erinnerungen.
Ein Trupp Mauersegler in schreiendem Sturzflug und halsbrecherischer Luftakrobatik.
Die ersten Schmetterlinge im Garten. Mehrere Kleine Füchse und etwas Seltenes, ein Zipfelfalter. Und überall Bienen und Hummeln. Die neueste Attraktion für die Insekten ist eine Wildstaude, die ich vor Jahren mal in einer Wiese ausgegraben habe: die Taubenskabiose (Scabiosa columbaria).
Spätnachmittags bei der Schmetterlingsexkursion kommt mir auf dem Waldweg etwas so Seltenes vor die Kamera, dass ich später im Bestimmungsbuch nachschlagen muss: der Große Eisvogel. Was für ein Pech, dass das Bild verwackelt ist, da die Kamera falsch eingestellt war... Der Große Eisvogel ist der größte Schmetterling Mitteleuropas! In den nächsten Tagen muss ich mich wieder aufmachen.
Ansonsten sind auf den Wiesen Unmengen von Großen Ochsenaugen und auf den Feldwegen ganz viele Kleine Perlmutterfalter unterwegs.
Abends unten am Weg sehe ich, dass einige Wiesen gemäht wurden, andere sind von Kühen schon abgegrast. Mit den Bläulingen, die ich im Mai fotografierte, ist es schon wieder vorbei. Ein letztes, sehr geschwächtes Weibchen des Rotklee-Bläulings hatte ich nachmittags noch Richtung Winkels gefunden. Hoffentlich haben die gute, geschützte Stellen für ihre Eier gefunden.
Auch die schönen Weißlinge aus dem April sind bestimmt schon hinüber. Ich werde etwas traurig und nachdenklich...
An den Taubenskabiosen finden sich immer mehr Schmetterlinge ein. Ich zähle ca. vier Kleine Füchse, zwei Große Ochsenaugen und dann, was mir zunächst gar nicht so leicht fällt zu bestimmen, da dieses Exemplar arg ramponiert und in der Färbung durch den Verlust von Schuppen sehr aufgehellt ist: ein Distelfalter. Aufgrund seines angegriffenen Zustandes kann es kein neuer sein, sondern ein zugewanderter! Man stelle sich vor: 1000 km und mehr aus Italien! Oder sogar von noch weiter. Die Vorstellung erfüllt mich mit großem Staunen und einer gewissen Ehrfurcht. Der Distelfalter ist wohl letzte Nacht oder heute morgen mit der warmen südlichen Luftströmung gekommen. Und das von so weit her in meinen Garten im Westerwald! Den hat er sich gut ausgesucht, denn nun tut er sich gütlich am süßen Nektar der Skabiosen! Und das hat er sich auch einwandfrei verdient!
Leider sehe ich meinen Distelfalter danach nie mehr. Ob es ihn ermattet dahingerafft hat? Oder ist ihm der heftige Regen zum Verhängnis geworden?
Ein starkes Gewitter leitet den Übergang zu einer wechselhaften und insgesamt mäßig-warmen Witterungsperiode ein. Typisches Juni-Wetter.
An einem lauen Abend im Garten. Die Dämmerung ist schon weit fortgeschritten. Es ist interessant, die Nachtfalter zu beobachten, die sich jedes Jahr um diese Zeit an der Wildstaude “Taubenkropf” (Silene vulgaris), einer Wildnelkenart, tummeln. Sie fliegen so viel anders als die Tagfalter, gleichmäßiger und gerader, wahrscheinlich weil keine Vögel mehr unterwegs sind, die sie haschen könnten. Und doch sind die Nachtfalter auch wieder so ähnlich den Schmetterlingen, die ich tagsüber beobachte: sich am Blütennektar zu laben, ist ihr großes Ziel.
Am 9. Juni kommt am Weg nach Winkels ein Großer Schillerfalter, ein Schmetterling, den man wirklich selten zu Gesicht bekommt und setzt sich einfach auf meine Hose! Ich kann ihn supergut fotografieren, später auch am Boden. Wie schön! Beim selben Fototermin gelingen mir die langersehnten Aufnahmen von der Flügeloberseite des Großen Ochsenauges und auch die bisher besten Fotos des Mädesüß-Perlmutterfalters. Es gibt so Tage...
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Louise Odier (1851).
Die Apothekerrose, eine der ältesten kultivierten Rosen, eingeführt vor 1300. Nikon D700, RAW.
Die Wildstaude Taubenskabiose, die ich schon vor Jahren in meinem Garten in Hirzenhain angesiedelt habe, ist äußerst beliebt bei Schmetterlingen.
Die weiße Form der Pfirsischblättrigen Glockenblume (Campanula persicifolia), hier mit Lavendel.
Im letzten Jahr hat sich der Saatmohn unbemerkt im ganzen Hof und in großen Teilen des Gartens ausgesät.
Wieder Campanula persicifolia, hier die blaue Form...
..mit einer Alba-Rose.
Die Englische Rose Constance Spry (1961).
Die gelben Taglilien.
Auch im Garten unterwegs: Hornisse.
Eine Wildbiene im Anflug.
Die weißen und blauen Blüten wachsen nicht am selben Stengel, wie man hier meinen könnte.
Das beste Wetter zum Fotografieren im Garten ist nach einem leichten Regen. Das helle und diffuse Licht. Die kleinen, perlenden Regentropfen auf den Blättern und Blüten...
Campanula persificolia und Paeonia “Krinkled White” (unten).
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Im weiteren Verlauf bleibt der Juni sehr wechselhaft. Neben recht frischen und nassen Abschnitten gibt es auch mäßig-warme und schwül-warme Perioden. Mitte der dritten Juni-Dekade einige fast schon herbstliche Tage. Es folgt innerhalb von 48 h ein Temperaturanstieg um 15° Celsius. Danach wird es wieder mäßig warm.
Abends im Garten, die Dämmerung ist schon weit fortgeschritten, bemerke ich mehrere Igel. Sie laufen hurtig die Wege ab, aber sobald sie sich entdeckt fühlen, erstarren sie mitten in der Bewegung. Das halten sie stets so lange durch, bis ich weitergehe.
Das Wechselspiel mit einer vorherrschenden westlichen Lage, um die herum immer wieder nordwestliche und südwestliche Strömungen spielen, setzt sich auch Anfang Juli fort.
Man muss nicht in allem gleich ein Zeichen sehen. Aber die vielen toten Vögel... Bei der Gartenarbeit liegt einer vor mir im Beet. Im Urlaub in der Normandie fällt ein toter Jungvogel, noch nackt und mit geschlossenen Augen, vom Himmel auf meinen Arm. Das war schon etwas unheimlich. Am nächsten Tag liegt eine tote Schwalbe vor meiner Türschwelle. Und um ein Haar fällt mir die schöne “Nature Trail” Tasse mit den aufgemalten Vögeln herunter. Mit dem Knie kann ich sie gerade noch an der Tür des Unterschranks einklemmen.
Die vorherrschende Witterungsphase hält auch herrliche Tage bereit. Am 9. Juli ein Gefühl wie im Süden am Meer. Weiße Wolken ziehen in einem kräftigen und sehr warmen südwestlichen Wind vorbei. Im Garten auf der Bank liegen. Von etwas Schönem (C.) träumen. Dem Wind und den Vögeln zuhören. Es sind nicht alle gestorben. Sie scheinen sich sogar vermehrt zu haben.
Zum ersten Mal habe ich den Eindruck, dass die Schatten wieder tiefer werden. Es sind zweieinhalb Wochen nach dem längsten Tag. Auch abends merkt man die wieder rückläufige Tageslänge. Ja. Am nächsten Tag sehe ich die ersten Blätter in Herbstfarben, die vom Kirschenbaum heruntergefallen sind. Im Garten sind die Rudbeckien aufgegangen, die ersten Astern haben angefangen zu blühen, ebenso die ersten Sonnenblumen. Es ist der 11. Juli, und in 4 Tagen tritt der Sommer in seine zweite Hälfte.
Von der Gartenbank aus kann man das Treiben der Vögel an der Rinne beobachten, die ihnen als Tränke dient. Auch neue Arten sind dabei, die ich hier noch nicht beobachtet habe. Gestern habe ich auf einem Baum des Nachbargrundstücks einen Hänfling gesehen, der mit seinen orange-braunen Schwingen und rotem Brustgefieder sehr schön aussah.
Und die Distelfinken haben Nachwuchs! Drei bis vier Jungvögel sind das (genauere Bestimmung ist schwer möglich, weil die Vögel immer in Bewegung sind), die immer mit den Eltern an der Rinne auftauchen. Den Jungvögeln fehlt noch die rote Kopfzeichnung und das Brustgefieder ist gestreift, aber im Fernglas sehe ich deutlich die gelben Streifen seitlich an den Flügeln. Die Jungvögel sind total scheu. Wie sie unentwegt die Hälschen recken und spähen! Der ganze Trupp bleibt meistens zusammen.
Auch ein seltener Perlmutterfalter, vielleicht ein Kaisermantel, kurz im Garten an den Brennesseln. Bis ich die Kamera hatte, war er weg. Aber gestern am Weg nach Winkels! Da habe ich einige schöne fotografiert, und da war auch ein Kaisermantel dabei. Ein Tag später ist ein Kleiner Perlmutterfalter, vielleicht der von gestern, am Lavendel.
Gegen Monatsmitte fängt für die Schmetterlinge eine harte Zeit an. Das Wetter wendet sich endgültig zum Schlechteren, und es gibt neben wolkigen Abschnitten viel Regen. Wenn man bedenkt, dass manche Schmetterlinge nur drei bis vier Wochen alt werden... Da haben sie nicht viel von ihrem Leben gehabt. Die meisten Arten fliegen bei Regenwetter nicht mal. Wie sollen sie dann an den Nektar herankommen, wie sollen sie sich fortpflanzen?
Die zweite Julihälfte ist schon herbstlich, und ganz grausam wird es zu Beginn der dritten Julidekade. Die Temperaturnadel erreicht nicht mal mehr 20°. Ab in den Süden zu C....
Ähnlich geht es Anfang August mit dem Wetter in Deutschland weiter. Erst Mitte des Monats sommerliche und leider wieder zunehmend schwüle und dann bis zur Unerträglichkeit schwülheiße Tage.
Am 26. August beenden heftige Gewitter den diesjährigen Sommer, der - jedenfalls in seinen letzten beiden Monaten Juli und August - nie so richtig einer sein wollte.
Danach setzt sich Hochdruckeinfluss durch - aber bei Temperaturwerten, die, tags als auch nachts, eher dem Monat Oktober entsprechen.
Dieser Eindruck verstärkt sich durch die Hinterlassenschaften eines außergewöhnlich trockenen und warmen Frühlings: das Obst ist sehr früh dran und die Herbstfärbung bei den Bäumen hat ebenfalls schon eingesetzt.
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Seltener Gast: Pflaumenzipfelfalter.
Immer wieder heiß begehrt bei den Schmetterlingen: der Lavendel.
Eine kleine Ritterspornart sät sich in meinem Garten und im Hof immer wieder aus. Dabei entstehen ständig die Farben blau, weiß und rosa.
In diesem verregneten und stürmischen Sommer sehen viele Schmetterlinge ziemlich mitgenommen aus...
Meine Rosenschale mit “Reine des Violettes” und “The Dark Lady”.
Hier sieht man sehr schön die silbrigen Flecken auf der Flügelunterseite des Kleinen Perlmutterfalters. Deshalb trägt dieser Schmetterling auch den Namen “Silberfleck”.
Nochmals Rosen: Kathryn Morley...
... und Mary Rose.
Schon gut ausgeprägte Vogelbeeren deuten auf den Herbst hin.
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