Peters

Garten- und Naturtagebuch

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Sommer 2010

Mitte Juni können die ersten Erdbeeren aus dem Garten genossen werden. Prächtige Exemplare. Ein Genuss, obwohl man ihnen den vielen Regen geschmacklich ein wenig anmerkt. Am besten schmecken sie direkt von der Hand in den Mund, wie es sich für einen Jungen vom Dorf gehört. Das bißchen Erde, das dran sein könnte, schadet nicht.

Mein Garten ist nun ein wogendes Meer von Farben und Düften. Wie durch einen Urwald muss man sich einen Weg durch blütenübersäte, herabhängende Rosenzweige bahnen. Ich liebe diesen Zustand gepflegter Verwilderung (der sehr viel Arbeit macht, um ihn genau so aufrecht zu erhalten und ihn nicht in wirkliche Verwilderung übergehen zu lassen).

tour_de_malakoff_juni_2010_a

Es wird ein Rosenjahr, vielleicht auch wegen dem immer noch kühlen, aber zunehmend trockenen Wetter. Es kommt zu einer lange andauernden, überreichlichen Blüte. Rot, rosa, weiß in allen möglichen Abstufungen. Mit Rosenbegleitern wie Storchschnabel, Glockenblumen, Katzenminze und Salbei habe ich einige blaue Akzente. Gelb gibt es in dieser Jahreszeit in meinem Garten nur mit zwei Tupfern: die Taglilie und die eine englische gelbe Rose („Golden Celebration“).

golden_celebration_juni_2010

Auffällig ist, dass es dieses Jahr bisher nur wenige Schmetterlinge gibt, wahrscheinlich wegen dem sehr strengen Winter und dem kalten Frühling. Es gab auch witterungsbedingte Verluste bei den Rosen.

Anfang Juli ist es sehr warm. Der Hochsommer hat angefangen. Auch im Garten sieht man es deutlich. Der Höhepunkt der Rosenblüte ist überschritten. Mit den Erdbeeren geht es ebenfalls zur Neige. Hingegen fängt der Lavendel jetzt an zu blühen und langsam öffnen sich die Phlox-Blüten. Der Phlox mit seinem eigentümlichen Duft, der mich immer an Omas Garten erinnert.

Im Hochsommer hat mein Garten nicht viel Blühendes zu bieten. Nachdem die Rosenzeit vorbei ist, hält erst wieder ab Spätsommer, wenn die Rudbeckien, die Hortensien, die Dahlien und die Gladiolen blühen, und dann ab Herbst mit den Astern, wieder mehr Farbe Einzug.

Eine Attraktion ist im Juli aber der Lavendel. Für Insekten ein unwiderstehlicher Farb- und Duftreiz. An einem Tag tummelt sich eine Anzahl von sechs bis sieben “Großen Ochsenaugen” (einer entgegen dem Namen eher kleineren Schmetterlingsart) an den lilafarbenen Blüten, die so sehr an die Provence erinnern. Das Große Ochsenauge habe ich dieses Jahr auch andernorts häufiger gesehen. Diese Art scheint gut durch den Winter gekommen zu sein. Übrigens beschreibt der englische Name “Meadow Brown” (Wiesenbräunling) ganz gut Erscheinung und typischen Aufenthaltsort dieser Art.

grosses_ochsenauge_lavendel

Bei den mehrmaligen kurzen Wetterstörungen im insgesamt sehr warm bis heiß bleibenden Juli sehe ich an einem Abend, an dem es drückend warm ist und sich ein Wolkengebiet nähert, unten am Weg über den Rapsfeldern Dutzende von Schwalben, die sehr tief fliegend nach Insekten haschen, die es offenbar dort massenweise gibt. Die Schwalben ziehen so nah über und neben meinem Kopf vorbei, dass ich das leicht pfeifende Rauschen ihrer Schwingen hören kann.

Genau zur Monatsmitte der beste Tag dieser Zeit. Mäßig warm, sehr windig, leicht bewölkt. Die flirrenden Schatten der Kirschbaumblätter auf der Tischdecke. Urlaubsgefühl. An diesem Tag fliegen die Schwalben wiederum in schwindelerregenden Höhen. Unvorstellbar, was so weit da oben eigentlich Insekten wollen, auf die es die Schwalben abgesehen haben.

Zwei Tage später ist ein riesiger Ast des Kirschbaums beim einem Gewittersturm abgebrochen.

In der letzten Julidekade herrscht dann eine nur noch mäßig warme und sehr unbeständige Witterung. Damit wird der Hochsommer beendet.

hortensien

Unten am Weg auf der Kuhweide tummeln sich um den Monatswechsel herum mehrere Arten von Bläulingen. Da sie meist in Bewegung und recht scheu sind, sind sie schwer zu fotografieren. Auf dem Bauch robbend gelingen mir aber doch einige schöne Aufnahmen von Hauhechel- und Rotklee-Bläulingen sowie von einem Kleinen Heufalter, die ich in meine Sammlung aufnehmen kann. Wohlgemerkt handelt es sich nur um eine Photo-Sammlung.

Abends, es ist der 1. August, sehe ich auf der gemähten Wiese die ersten gelben Blätter des Kirschbaums liegen.

Am 2. August ein schöner und ruhiger spätsommerlicher Tag. Es ist bei wechselnder Bewölkung mäßig warm. Abends auf der Bank merkt man, wie der Sonnenstand sich verändert hat und das Licht anders fällt. Es wird auch früher dunkel und in der Luft spürt man schon die langsam heranziehende köstliche Kühle des Herbstes.

sitzplatz_2

Der Rest der ersten Augustdekade bleibt mäßig warm und etwas unbeständig. Die Nächte sind mit bis in den untersten zweistelligen Bereich hineingehenden Temperaturen bereits schön frisch.

An einem Abend sehe ich von der Bank aus kurz hintereinander eine Kohlmeise, einen Distelfink und einen Hausrotschwanz am Dach des “Hühnerstalls”. Es ist ganz deutlich, dass sie mich beobachten, wie ich da beim Abendbrot sitze. In diesen Tagen sehe ich häufiger Vögel an der Stelle. Der Grund ist, dass sich die Regenrinne verstopft und sich dadurch eine Vogeltränke gebildet hat. Da ist der schlanke Distelfink wieder und da ist die Kohlmeise, die ein ausführliches Bad nimmt.

Am Nachmittag des 6. August (die vorletzte Ferienwoche geht zu Ende) schiebt eine milde südwestliche Strömung eine leichte und dünne, aber fast geschlossene Wolkendecke heran. Die Temperatur beträgt 19°. Es ist windstill und ganz ruhig. Eine Stimmung wie an einem schönen und milden Oktobertag. Gedanken an Tage im Elsass kommen auf. Und an den Höhenblick.

Manchmal gibt es doch schöne Tage im Leben. Zum Ende der ersten Augustdekade helfen mir ein freundlicher Wirtschaftsprüfer aus Österreich und eine nette Rosengärtnerin aus dem schönen Frankenland, einen Ort im Piemont bzw. eine Moosrose zu bestimmen. Nun kann ich diese fehlenden Informationen endlich auf meiner Homepage nachtragen.

zitronenfalter

Am folgenden Tag nochmals in meiner Geburtsstadt. Die Übergabe von Henry-Fotos und ein sehr schönes kurzes Gespräch. Nachmittags wieder in meinem Garten. Ein Meischen schwirrt und turnt ungewöhnlich nah um mich herum. Es hat bemerkt, dass auf dem Gartentisch manchmal Krümel übrig bleiben. Aber erst, als ich mich unter dem schattigen Kirschbaum und in dem warmen Wind, der an diesem Tag herrscht, auf die Bank lege, um mich etwas auszuruhen vom Webdesign und der Gartenliteratur, kommt die Kohlmeise mehrmals bis auf das Brettchen. Am Tag darauf brachte das Meischen noch ein anderes mit. Entgegenkommend ließ ich extra ein paar Krumen mehr zurück.

Nach einer kurzen Schlechtwetterperiode fängt die zweite Augustdekade mit nochmals sehr warmem und schwülem Wetter an. Mit meiner neuen D90 gelingen mir tolle Photos eines Zitronenfalters. Dies ist die einzige Schmetterlingsart, die ich bisher überhaupt an den Phlox-Blüten beobachten konnte. Diese haben einen sehr langen Kelch, der einen entsprechend langen Saugrüssel erfordert, den wahrscheinlich nur einige Arten haben.

gladiole_3_gross

Der August bleibt insgesamt mäßig warm, ziemlich wechselhaft und verzeichnet leider auch einige schwüle Episoden. Es ist auffällig, dass die Natur selbst jetzt noch nicht den Entwicklungsrückstand aufholen konnte, den sie durch den langen und harten Winter erlitten hat. Erst in der letzten Augustdekade gehen die Gladiolenblüten auf, und auch die Dahlien stehen jetzt erst in voller Blüte. Allerdings fand ich immer, dass diese Pflanzen auch typische Spätsommerblumen sind. Aber dass die Goldrute noch nicht mal Ende August alle Blüten geöffnet hat... Und dass an einem 25. August noch die Mähdrescher unterwegs sind, daran kann ich mich nicht erinnern.

Gegen Ende August setzt eine nordwestliche bis nördliche Strömung ein und beendet den Sommer 2010.



rosa mundi
Viele kleine Käfer finden sich in der Blüte der Rosa mundi ein.

rosa mundi_1
Rosa mundi ist eine der ältesten gezüchteten Rosen. Sie wurde vor 1581 eingeführt.

malven
So wie die wilde Malve bevölkern einige Wildstauden meinen Garten.

walderdbeeren
Wenn die eigentliche Erdbeerzeit zu Ende geht, gibt es doch noch die herrlichen Walderdbeeren!

tuscany_juli_2010
Die weinroten Blütenblätter der Tuscany (“Samtrose”). Typisch für diese Alte Rose (Tuscany wurde eingeführt vor 1596) die goldgelben Staubbeutel.

zephirine_drouhin_2010
Zephirine Drouhin, eine Kletterrose, eingeführt vom Züchter Bizot, Frankreich, 1868.

erotica
Im Gegenlicht leuchten die roten Blüten der Rose “Erotica” auf.

galant
Der Alant gehörte zu den ersten Pflanzen, die wir für unseren Garten Am Höhenblick kauften - nun ebenfalls im Exil.

flechten
Nachdem der Ast des Kirschbaums abgebrochen ist, lassen sich die Flechten gut fotografieren.

blaeuling
Der Violette Waldbläuling (auch Rotklee-Bläuling genannt) an einer Lavendelblüte.

blumenstrauss_sommer_2010
Wenn die Farbe Gelb anfängt, sich in die Sträuße zu mischen, ist meist der Spätsommer in Sicht oder - wie in diesem Fall - schon da. Helianthus, Phlox paniculata, Rudbeckia fulgida.

gertrud_jekyll_2010
Regentage im August: Das wundervolle Kirschrose der Englischen Rose Gertrud Jekyll.

aster_moench
Die früh blühende Aster frikartii “Mönch”.

paeonien_regen
Auf der Unterseite der Pfingstrosen perlen die Regentropfen.

glockenblumen_regen
Auch die zweite Blüte der Glockenblumen bleibt nicht vom Regen verschont.

regenbogen
Ein wechselhafter August bringt auch mal einen schönen Regenbogen.

blumenstrauss_sommer_2010_1
In die Blumensträuße mischen sich die ersten Hagebutten.

 

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