Natürlich hat das ehemalige Prämonstratenserinnen-Stift Kloster Altenberg nie zum Herzogtum Nassau oder auch nur zu einer der nassauischen Grafschaften gehört, liegt es doch im Einzugsgebiet der Grafen von Solms. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass es im Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit kaum geschlossene Territorien gab und deshalb Rechte, Ansprüche und alle möglichen Herrschaftsverhältnisse auch außerhalb dieser “Stammlande” existierten. Und tatsächlich hatten Nassauer Grafen im Spätmittelalter vielfältige Beziehungen zum Stift. Sie bedachten es mit finanzieller und personeller Unterstützung durch den mehrfachen Eintritt von Familienmitgliedern. Zum Beispiel war Katharina von Nassau um 1300 als Äbtissin die Nachfolgerin der selig gesprochenen Gertrud, einer Tochter der Heiligen Elisabeth von Thüringen. Eine Zeit lang hatte die ottonische Linie Nassaus (nördlich der Lahn) hier auch ihre Grabstätte, angefangen mit Otto selbst, der wohl 1290 im Kloster seine (vorgeblich) letzte Ruhestätte fand. Vom Grab ist aber nur eine steinerne Figur erhalten.
Die Reformation konnte hier übrigens nicht Fuß fassen, weil das Kloster reichsunmittelbar war. Erst Napoleon besiegelte sein Schicksal. Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 konnten die Grafen von Solms Besitz von Kloster Altenberg ergreifen, die es förmlich ausschlachteten, die wertvollsten Kunstschätze in ihr Schloss nach Braunfels schafften und das verbleibende Areal als Sommerfrische nutzen – grässliche Freveltaten.
Aktuell nutzen Mitglieder einer Christlichen Bruderschaft einige Teile der ehemaligen kirchlichen Gebäude.
Die außergewöhnliche Lage, als auch die besondere Schönheit der Anlage des Klosters rechtfertigen die Aufnahme in die kleine vorliegende Reihe. Die Schönheit, an welcher der Verfassers 40 Jahre lang unten auf der B49 vorbeigebraust ist, befangen in den verschiedenen Stadien seines Lebens...
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