Kinder- und Jugendbücher
Rezensionen
von Peter Eisenburger

Zibby Oneal
Im Sommerlicht

Zibby Oneal: Im Sommerlicht
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Summary

Die 17jährige Kate findet zu sich selbst und lernt, ihren Vater nicht mehr in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen.

Inhalt und Kritik

Kate ist 17. Sie verbringt ihre Sommerferien bei ihren Eltern auf einer Insel vor der Küste von Massachusetts. In diesem Sommer wird sie erwachsen und Zibby Oneal, amerikanische Jugendbuchautorin, läßt den Leser wie beiläufig teilhaben an diesem widerspruchsvollen und schmerzhaften Prozeß.

Kate hatte das Malen aufgegeben, psychologisch gesehen eine Rache an ihrem Vater, dem erfolgreichen Künstler. Mit Unterstützung durch Ian, einem Kunststudenten und Bewunderer ihres Vaters, gelingt es ihr, wieder anzufangen. Dies kann sie nur, indem sie zu ihrem eigenen Stil findet. Kate hört auf, ihren Vater in den Mittelpunkt ihres Lebens zu rücken. Deshalb muß sie euch keinen Beruf mehr anstreben, den sie eigentlich gar nicht mag und nicht so gut kann, nur um etwas anderes zu tun als ihr Vater.

Von einem Kitsch-Roman unterscheidet dieses Buch wohltuend unter anderem, daß für Kate nun nicht Ian an die Stelle ihres Vaters tritt und daß die Liebesgeschichte mit Ian zunächst einmal nicht wunschgemäß verläuft, obwohl ihr die Beziehung zu ihm viel weitergeholfen hat.

Zibby Oneal ist ein Jugendroman vom Leben, vom Sich-Entwickeln, vom Sich-Auseinandersetzen und vom Lernen gelungen. Ganz unaufdringlich und immer in die Handlung eingebunden vermittelt sie wichtige Einsichten. Viele Farben kommen in diesem „Sommerlicht“ vor, auch gebrochene.
 
Am Schluß ist jemand weitergekommen. Aber vieles bleibt offen, und das ist gut so. Widersprüche werden nicht untergebügelt, sondern bewußt gemacht. Was man auch lernen kann: Eltern, auch wenn sie berühmt sind, sind Menschen und machen Fehler, sogar schwere. Das entbindet einen nicht, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen.

Überzeugend und einnehmend auch die Zeichnung einer jahreszeitlichen Stimmung, die dem ganzen Geschehen den Rahmen gibt.

Ein außerordentlich kluges und sensibles Buch, dem der Verlag auch das passende aparte Titelbild gegönnt hat [...].

(Habe ich recht, daß Virginia Woolfs großer Roman „Die Fahrt zum Leuchtturm“ das Vorbild ist?)

P. Eisenburger, 1990.

Abgebildete Ausgaben:

Zibby Oneal
Im Sommerlicht
Aus dem Amerikanischen von Irmela Brender.
Umschlagbild: Heidrun Gschwind.
dtv junior pocket 78005
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990
126 S. DM 6,80.

Zibby Oneal
In Summer Light
Cover illustration by unknown artist.
Lions Teen Tracks.
Collins Publishing Group, London 1988.
149 p., £ 1.95.

Zibby Oneal
Im Sommerlicht
Aus dem Amerikanischen von Irmela Brender.
Umschlagillustration von Klaus Steffens.
Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1987.
141 S. DM 16,80.

Zibby Oneal
In Summer Light
Cover illustration by Bruce Hogarth.
Victor Gollancz, London 1986.
149 p.

Zibby Oneal
In Summer Light
[Cover illustration by unknown artist.].
Bantam Starfire Books, New York 1986.
153 p.

Umschlagillustrationen

Die nebenstehenden Abbildungen zeigen in derselben Reihenfolge wie im Text fünf Ausgaben des Buches. 

Ohne jede einzelne Version kommentieren zu wollen, kommt man zum Schluss, dass je kreativer die Künstler vorgingen, sie desto mehr sich von der Stimmung des Buches entfernten.

Ganz deutlich wird dies bei der englischen Hardcover-Ausgabe, deren Umschlag von Bruce Hogarth gestaltet wurde. Die Illustration ist für sich genommen großartig, sieht man von der etwas missratenen Nackenpartie der Frau ab. Wenn man die Geschichte gelesen hat, kann man jedoch das aufregend schöne, rassige Model mit seiner wehenden schwarzen Lockenpracht (eher Ventilator als Wind) kaum mit der 17-jährigen Schülerin Kate des Buches in Zusammenhang bringen.

Auch die triumphierend auf einem Felsvorsprung stehende und die Arme befreit-euphorisch in die Luft reckende, altersmäßig sich in ihren 20ern befindliche, von weit unten kritisch-nachdenklich von einem Mann betrachtete Frau passt einfach nicht zu Kate. Rein vom Künstlerischen her ist dem leider nicht genannten Maler aber eine grandiose Szene gelungen, wenn ich auch nicht ganz mit dem Horizont einverstanden bin. Aber man achte zum Beispiel auf die Hände der Frau. Da ist noch Farbe dran, aber genau in denselben rosa bis blau-auberginen Tönen der von der untergehenden Sonne angestrahlten Wolken. Auch die Figur, die Muskulatur von Armen und Beinen, die Lichteffekte auf der Haut. Große Klasse!

Es ist mir leider bisher nicht gelungen, zu einem akzeptablen Preis die amerikanische originale Hardcover-Ausgabe zu erlangen. Diese hat allerdings schwer bestreitbar die missratentste Cover-Illustration.

Peter Eisenburger
2. Januar 2025 / 11. Februar 2025.

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Hochgeladen am 5. Januar 2025. Zuletzt editiert am 11. Februar 2025.

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