Kinder- und Jugendbücher
Rezensionen
von Peter Eisenburger

Ruhig Blut
Treffen Junger Autoren ’89

Ruhig Blut. Treffen Junger Autoren '89

Summary

Ausgewählte Beiträge des Literaturwettbewerbes. Vertreten sind Kurzgeschichten, Gedichte und Szenen von jungen Leuten zwischen 11 und 23 Jahren.

Inhalt und Kritik

Die Preisträger des Literaturwettbewerbes “Treffen Junger Autoren ‘89” werden in diesem Band der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Beiträge der jungen Autoren, die in zwei Altersgruppen (10–14 Jahre, 15–23 Jahre) unterteilt sind, umfassen ein breites thematisches wie stilistisches Spektrum.

Zum einen sind es die typischen Themen, die Jugendliche (immer noch) bewegen: Drogen (Alkohol!). Krankheit, Alter, Tod, der Generationenkonflikt, die NS-Vergangenheit und bedrückende Zukunftsängste, und auf die Behandlung dieser Themen haben sie ein Recht, auch wenn es bislang in gewohnter und wenig überraschender Weise geschieht.

Zum anderen findet man aber auch ganz eigene, schwer einzuordnende Gedichte und Geschichten, in denen einige Autoren (überwiegend Mädchen und junge Frauen) ihre Gefühle, Erlebnisse und Beobachtungen in geradezu unglaublich differenzierter Weise bearbeiten, teils verspielt, teils mehr eindringlich. (Am besten: Yasemin Yildirim, Julia Catharina Hennings und Kerstin Schürmann.)

Authentizität und glaubwürdiges Bemühen um Vermittlung und Ausdruck der eigenen Sicht zeichnen viele Beiträge aus, auch solche, die in Thema und Stil eher konventionell bleiben.

Einiges, was auf dem Kinderbuchmarkt (nicht nur diesem) veröffentlicht wird, nimmt sich recht bescheiden aus neben vielen Beiträgen dieses Wettbewerbes.

Erstaunlich übrigens auch die phantasievollen und lustigen Geschichten der Kleinsten der Teilnehmer, wie etwa die wundersame Geschichte der spanischen Busmaus (Urte Vester).

Verwunderlich allerdings: das Thema “Liebe” fehlt fast ganz. Kam's nicht vor oder war's der Jury nicht veröffentlichungswürdig?

Eine Anmerkung noch zum Vorwort: Mirjam Pressler benutzt die anderthalb Seiten zu einem Rundumschlag gegen die normierende Macht der Massenmedien und kanzelt in, gelinde gesagt, ungewöhnlicher Weise die Teilnehmer des Wettbewerbes ab. Deren Beiträge seien von den “dogmatischen Institutionen der neuen Religion” (was immer das ist) gezeichnet, selbst ein Teil der veröffentlichten Texte. Ist es nicht M.P. selbst, die da dogmatisch und undifferenziert vorgeht und zudem pädagogisches Einfühlungsvermögen und Fairneß vermissen läßt?

Gehört, trotz des Vorwortes, in jede Bibliothek und in die Hände von möglichst vielen schreibenden und lesenden Menschen jeden Alters. (Gelungen auch der Einband.)

Peter Eisenburger, 1990.

Berliner Festspiele (Hg.)
Ruhig Blut. Treffen Junger Autoren '89.
Anrich Verlag, Kevelaer: 1990
138 S. DM 16,80

linie

Hochgeladen am 20. März 2025.

linie