Kinder- und Jugendbücher
Rezensionen
von Peter Eisenburger
Hans Baumann / Antoni Boratyński
Orpheus

Summary
... vermag die Elemente zu bezwingen und die Götter zu beeindrucken, aber er scheitert an einer menschlichen Schwäche.
Inhalt und Kritik
Die symbolträchtige Sage von Orpheus, der mit seinem Gesang die Elemente beherrschte, aber an seiner Liebe zu Eurydike scheiterte, wird hier nacherzählt vom im letzten Jahr verstorbenen Hans Baumann und illustriert vom polnischen Maler Antoni Boratyński.
In Text und Bild in hohem Maße überzeugend. Hans Baumann findet Ton und Rhythmus, die die Geschichte schon für jüngere Leser zugänglich machen, und hält sie bis zum Schluß durch. Antoni Boratyński illustriert mit gedämpften, erdigen Tönen, die pastos aufgetragen sind, und erreicht eine dem Text kongeniale Stimmung, in der auch das Archaische der Geschichte gut zum Ausdruck kommt.
Ein kluges Layout und vorbildliche Aufmachung tun ein übriges für eine vordringliche Empfehlung.
P. Eisenburger, 1990.
Nachbetrachtung
In seinem Bestreben, das antike Epos von Orpheus und Eurydike für Kinder zugänglich zu machen, konnte Hans Baumann am Schluss der Geschichte nur scheitern. Die verschiedenen Grausamkeiten musste er weglassen und gab seinem “Orpheus” ein offenes, aber auch unstimmiges Ende.
Noch ein Wort zum Verlag. Bei – nach 35 Jahren – erneutem Lesen und Betrachten fallen die hinreißend schönen Illustrationen noch mehr ins Auge als bei der damaligen Besprechung. Warum der Verlag aber ein solch unscheinbares, fast hässliches Bild, das im Innenteil in dieser Fassung nicht mal vorkommt, als Titelillustration bestimmte, ist ein Rätsel.
Hans Baumann / Antoni Boratyński
Orpheus
Thienemann Verlag, Stuttgart 1990.
26 S. DM 24,00.
Peter Eisenburger, 15. April 2025.
Hochgeladen am 15. April 2025.