Kinder- und Jugendbücher
Rezensionen
von Peter Eisenburger

Gudrun Pausewang
Kreuzweg für die Schöpfung

Gudrun Pausewang: Kreuzweg für die Schöpfung

Summary

... nennen engagierte Christen ihre Demonstration gegen die Atomindustrie. Sie tragen ein Kreuz 1000 km weit von Wackersdorf nach Gorleben.

Inhalt und Kritik

Im Frühjahr 1988 trug eine Gruppe von engagierten Christen und Atomkraftwerks-Gegnern ein 5 m langes Holzkreuz 1000 km durch die Republik – von Wackersdorf bis Gorleben. Dieser “Kreuzweg für die Schöpfung” sollte aufrütteln und auf die ernsten Gefahren der Atomindustrie aufmerksam machen. Eine wichtige Aktion also, die mit bewundernswertem Einsatz durchgeführt wurde.

Die von Gudrun Pausewang in der Reihe “Signal Religion” erstellte Dokumentation hinterläßt jedoch einen zwiespältigen Eindruck. Das Engagement der Autorin, die zeitweise an der auch durch ihren Heimatort Schlitz im Vogelsberg führenden Aktion beteiligt war, ist deutlich. Die Konzeption des Bandes erscheint indes unausgereift. Die durchgängige Gegenüberstellung von tagebuchartigen Aufzeichnungen und religiös-mythischem Text auf jeweils einer Doppelseite ist wenig sinnvoll und führt zu vielen Wiederholungen, wie auch der Anspruch, jeden einzelnen Tagesablauf akribisch festzuhalten, auf Dauer den Leser ermüded.

Zur Symbolik, die die Demonstranten wählten, soll hier nicht Stellung genommen werden. Der Text bringt jedoch bis in die Wortwahl hinein (“und er weinte bitterlich”) einen Vergleich der Mühsal der Teilnehmer mit dem Leidensweg des Jesus von Nazareth. Da wird das Ganze bisweilen dann doch unangemessen, ja larmoyant.

Eisenburger, 1990

Gudrun Pausewang
Kreuzweg für die Schöpfung
Signal Religion
Signal Verlag, Baden-Baden 1990
184 S. DM 22,80.

Nachbetrachtung und Vertiefung der Kritik

Gudrun Pausewang stand vor allem mit ihrem 1987 erschienenen Buch “Die Wolke” genrebildend für die Katastrophenliteratur, mit der Kindern und Jugendlichen panische Angst vor der Nukleartechnologie eingetrieben werden sollte – ein durchaus erfolgreiches Unterfangen, wie die weitere Entwicklung der Bundesrepublik beweist.

Auf die mit der besprochenen Aktion erfolgte theologische Überhöhung der Anti-Atomkraft-Bewegung habe ich oben bereits hingewiesen.

Auch auf diesem Gebiet erwiesen sich die “Aktivisten” des “Kreuzwegs” und ihre literarische Mentorin als (fatale) trendsetter. Denn die Anti-Atom-Bewegung wurde bald durch die Anti-CO2-Bewegung ergänzt und die Amtskirchen beten heute das Klima an – also die heidnische Göttin Gaia.

Man fragt sich, wann die ideologisierten Kirchen sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe besinnen wollen: das Wort Gottes zu verkünden. In ihrer heutigen Verfasstheit als personell und finanziell größte “NGO” des grün-woken Obrigkeitsstaates besteht wohl wenig Hoffnung.

Peter Eisenburger, 6. April 2025

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Hochgeladen am 6. April 2025.

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