Rheinromantik
Niederwerth
Niederwerth

Die Rheininseln bieten die Möglichkeit, Deutschland einigermaßen so zu sehen, wie es vor Urzeiten bestanden hat. Wilde, urtümliche Vegatation, alter Baumbestand, Tierleben, das sich selbst überlassen bleibt. Nur größere Säugetiere wird man hier nicht finden.

Es gibt viele Rheininseln. Auf diese hinüberzusetzen, ist in vielen Fällen aber gar nicht so einfach. Teils gibt es keine Brücke und auch keinen Schiffsverkehr, teils sind sie Privatbesitz, wie die schöne Insel Nonnenwerth bei Bad Honnef. Manche Inseln sind auch einfach zu klein und stellen nur ein langgezogenes felsiges Stück mit Baumbestand dar, wie häufig im Mittelrhein.

Schon lange interessierte mich die Insel Niederwerth bei Koblenz. Viele Autobahnfahrer kennen Niederwerth von dem kleinen Parkplatz “An der Zeg” an der A 48, von wo man einen ganz herrlichen Blick auf Niederwerth sowie die davor liegende, naturbelassene Insel Graswerth hat. Von hier oben ist es aber nicht zu erkennen, dass es sich um zwei verschiedene Inseln handelt.

Nur am Rande sei erwähnt, und das wissen vor allem Fußballkenner, dass es auch Oberwerth gibt. Im hiesigen Stadion fanden die Heimspiele des TuS Neuendorf statt. Seitdem der Rheinarm zugeschüttet wurde, ist Oberwerth allerdings nur noch  eine Halbinsel.

Werth bedeutet Flussinsel, im engeren Sinne: Rheininsel.

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Da begab es sich im April 2020, dass ich einen Termin in Niederwerth hatte. Im Nu ist man von Vallendar aus über eine kleine Brücke auf der Insel.

Die Ostseite bietet normale Besiedlung, unter anderem ein ehemaliges Kloster mit einer hübschen alten Kirche, direkt am Rhein gelegen.

Der für Naturliebhaber eigentlich interessante Teil der Insel ist jedoch die wilde und schroffe Westseite (der sogenannte “Prallhang” im Gegensatz zum “Gleithang”). Über einen großen Teil der Insel kann man hier ganz nah am Ufer über einen befestigten Weg gehen, der scheinbar schon vor längerer Zeit aus Naturstein angelegt wurde und durch den die Bäume Wurzeln geschlagen haben. Man bleibt immer schön im Halbschatten und in absoluter Ruhe. Begegnet ist mir hier niemand.

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Es gibt allerhand zu entdecken. Verschiedene Baumarten wie die Erlen, die stets an feuchten Stellen mit mehreren Stämmen wachsen, oder die uralte Linde, aus deren Stamm frisches Grün sprießt. Sehr hübsch auch die Frühlingsblüher wie der Doldenmilchstern, der hier massenhaft vorkommt, oder der Weißdorn.

Ganz besonders eindrucksvoll scheinen die Muschelbänke – bis man sich informiert hat, dass es sich um die invasiven Körbchenmuscheln handelt, die überall den Rhein und dessen Nebenflüsse im wahrsten Sinne überschwemmen.

Die Fotos entstanden Ende April 2020. iPhone 6s.

Literatur:

Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Sechzehnter Band. III. Abteilung. Die Kunstdenkmäler des Landkreises Koblenz. Verlag L. Schwan, Düsseldorf 1944. S. 249–266.

Gunnar und Rüdiger Mertens: Das ehemalige Kloster Niederwerth bei Koblenz. Rheinische Kunststätten. Heft 223. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln 1979.

Hans Hoffmann: Die Vogel- und Pflanzenwelt der Rheininsel Niederwerth, Landkreis Mayen-Koblenz.
In: Pflanzen und Tiere in Rheinland-Pfalz 11 (2000). S. 147–161

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