Unbekanntes Hadamar: die malende Prinzessin Ernestine Charlotte
Weithin unbekannt, aber die romantischste und anrührendste Person aus der Geschichte Hadamars ist Ernestine Charlotte (1623-1668), die malende Prinzessin. Sie war die Schwiegertochter von Johann Ludwig. Das Bild zeigt sie links im Alter von 11 Jahren. Es ist ein Ausschnitt aus einem Gemälde von Anthonis van Dyck.
Die große Leidenschaft von Charlotte Ernestine war die Malerei. Ihre Gemälde, hauptsächlich Portraits, waren immerhin so gut, dass sie bis heute in einer Galerie in Prag ausgestellt sind. Ernestine Charlotte kam aus der Siegener Linie des Hauses Nassau und wuchs in Brüssel und bei Gent in prächtigen und für ihre Aussicht gerühmten Schlössern auf. Sie hatte Kontakte zum französischen Hochadel.
Wie schrecklich muss für diese junge Dame, die in mondänem und klimatisch bevorzugtem Umfeld groß wurde, der Gang in die kalte Westerwälder Provinz in das Kaff Hadamar gewesen sein. Man erkennt es auch daran, dass sie alle möglichen persönlichen Sachen mit nach Hadamar nahm und sich immer wieder zurückgebliebene Gegenstände nachorderte. Schon nach der Geburt ihres ersten Kindes erkrankte sie schwer. An einem noch unwirtlicheren Ort, in Mengers- kirchen im Hohen Westerwald, starb sie im dortigen, eher primitiven Schloss im Wochenbett, nachdem sie ihrem Mann das achte Kind geschenkt hatte. Soweit ein Frauenschicksal aus Hadamar.
Am Ufer des Elbbaches sah ich mich auf den Spuren von Ernestine Charlotte wandeln, an diesem frühen Dezembertag in Hadamar, und stellte mir vor, wie sie sich gefühlt haben mag, verloren und traurig ins dahingleitende Wasser blickend.
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