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Wishbone Ash: Argus
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Als „Argus” 1972 veröffentlicht wurde, war Wishbone Ash eine der aufregendsten Gruppen der Rock-Szene. Der Einsatz zweier Leadgitarren war ungewöhnlich, kreierte einen neuen Sound und brachte Wishbone Ash gar in die Nähe „progressiver” Rock-Musik. Auch Gesangspassagen wie im zweiten Teil von „Sometime world” oder in „Vas Dis” (vom Vorläuferalbum „Pilgrimage” 1971) hatte man so noch nicht gehört. Die Band selbst geht nicht so weit, eine Verbindung mit dem „Progrock” herzustellen. Immerhin beschreibt MCA-Vertreter Leon Tsilis „Argus” als „mit Bedacht vorgenommene Innovation der Rock-Musik”. Das kann so stehen bleiben.

„Argus” ist eines der frühesten Konzeptalben und verknüpft abwechslungsreiche Melodien und Aussagen mit einer bewundernswert durchgehaltenen Konsistenz. Die Themen der sieben Songs kreisen in durchaus interessanter und hörenswerter Weise um die Themen „Krieg”, „Auf-die-Reise-gehen” und „Zeit”. Dieses Album ist immer noch eines der unterhaltsamsten und kurzweiligsten der Rockgeschichte. Schöne Harmonien, verbunden mit kraftvollem Spiel von zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug - „Argus” ist eines der wenigen Alben, die ich ohne Unterbrechung vom Anfang bis zum Ende durchhören kann. Natürlich hängen auch viele Erinnerungen dran.

Für Wishbone Ash aber markierte dieses Album auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft auch den Übergang zum Mainstream-Rock. Die Folgewerke „Four” und „There’s the Rub” waren zwar routiniert eingespielt, es fehlte ihnen aber die durchgehende Brillanz und Dynamik von „Argus”. Später litt die Gruppe unter Personalfluktuation und konnte nie mehr an die Zeit Anfang der 70er anknüpfen, obwohl sie bis heute noch Platten veröffentlicht und regelmäßig tourt.

Auf ihrer Web Site führt die Band an, „Argus” sei für die Wiederveröffentlichung durch Gründungsmitglied und Bassist Martin Turner neu abgemischt („remixed”) worden. Gottseidank kann ich aber keine größeren Änderungen gegenüber den originalen Arrangements und der Balance zwischen Instrumenten sowie dem Gesang hören. Auch die vom damaligen Toningenieur als Versehen bezeichnete Abmischung der beiden Leadgitarren am Ende von „Throw Down the Sword” (nämlich sie gleichberechtigt erklingen zu lassen) wurde nicht angetastet.

Das 2002 veröffentlichte, digital remasterte „Argus” bringt den Sound kristallklar, ohne daß er an der typischen Erdigkeit verliert, und läßt einen frühere Editionen wirklich vergessen.

Peter Eisenburger, 19. Mai 2006.
 

English version

What’s progressive with „Argus”? It was on the threshold between rock and prog-rock in 1972 when it was released. Playing with two lead guitars (or „twin guitars”) as Wishbone Ash did was uncommon and invented a new sound. Unusual and thrilling vocals like in the second part of „Sometime world” or in „Vas Dis” (from „Pilgrimage” 1971) were never heard before in this way and sure were no mainstream, though the band doesn’t go so far in their own appraisal to construct a relation with prog-rock. In the nice and informative booklet of the remastered Argus-CD they describe themselves as „thoughtful innovators of classic rock”.

This is an early concept album which combines high variety in melodies and themes with consistency throughout the album. The topics of the seven songs linger around war, voyage, and time. Still one of the most entertaining albums of rock history with beautiful melodies and harmonies and one of the few I can listen to from the beginning to the end without a break.

However „Argus” marked the transition of Wishbone Ash to mainstream rock. The follow-ups like „Four” and „There’s the Rub” were well-done but missed the brilliance of this album throughout. Later on the group suffered from ongoing personal changes and never could achieve former heights.

The remastering of „Argus” by founding member and bass player Martin Turner in 2002 made the sound crystal clear and makes one forget former editions. On their web site the band claims that there has been a remix but thank God I can hear no major changes of the original balance between instruments or voices and no emphasizing.

Peter Eisenburger, 30th April 2006.

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Hochgeladen am 3. November 2021. Zuletzt editiert am 28. Januar 2023.

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