Stanisław Lem
Solaris
Nur wenige Science-Fiction-Autoren können den Anspruch erheben, Weltliteratur geschrieben zu haben. Vielleicht Philipp K. Dick (der aber sprachlich nicht sehr anspruchsvoll wirkt), eher nicht Ursula K. LeGuin (die Bücher sind einfach nur langweilig), aber einer bestimmt: Stanisław Lem.
Doch auch er hat es nach meinem Dafürhalten geschafft, nur einem einzigen Roman neben der hohen Intellektualität, der unglaublichen Imaginationskraft, der Wissenschaftsbezogenheit und der strengen Logik etwas sehr Wichtiges zu verleihen: wirkliche emotionale Tiefe. Diese hat das atemberaubende Werk „Solaris”.
Astronauten begegnen auf einem fernen Planeten, den sie auf einer Raumstation umkreisen, einem intelligenten, globalen Ozean. Dieser hat die Fähigkeit, die Gedanken, Hoffnungen und Wünsche der Astronauten materialisieren zu lassen. So lässt der Ozean dem Psychologen Kris seine Frau wiedererstehen.
Auch ich stellte mir vor, auf der Raumstation zu sein. Mir würde meine große Jugendliebe B. wieder begegnen. Und diesmal würde alles anders sein...
Aber auch die Albträume der Astronauten wurden „wahr” – also lieber nicht...
Zu den Ausgaben. Im Sommer 2021 konnte ich von einem Privatmann für kleines Geld die recht gut erhaltene deutsche Erstausgabe des Marion von Schröder Verlages erwerben. In jeder Hinsicht ist dies das bessere Buch als die Ausgabe des Suhrkamp Taschenbuch Verlages, der damals eine große Science-Fiction-Sparte aufbaute. So viel angenehmer zu lesen. Man beachte einmal die Seitenzahlen. Bei wesentlich kleinerem Format hatte die Suhrkamp-Ausgabe einen deutlich höheren Umfang als die MvS-Ausgabe, die übrigens nicht als Hardcover aufgelegt wurde, sondern als Englische Broschur. Und dann diese wunderbare, kongeniale Umschlagillustration! Der Künstler wird leider nicht genannt.
Ob Marion von Schröder es später bereute, Solaris abgetreten zu haben? Der Roman fand von 1975 an (ich glaube, ich las ihn auch in diesem Jahr; dem Jahr von B. eben...) sehr viele Auflagen, eigenartigerweise auch in noch weiteren Verlagen.
Die polnische Erstausgabe ist auf dem antiquarischen Markt für Beträge im unteren 4-stelligen Bereich zu erhalten.
Peter Eisenburger, 21. Januar 2019 / 16. Oktober 2021.
Erstausgabe: Solaris. Wydawnictwo Ministerstwa Obrony Narodowej (Verlag des Polnischen Verteidigungsministeriums), Warschau 1961.
Deutsche Erstausgabe: Marion von Schröder Verlag, Hamburg / Düsseldorf 1972. Aus dem Polnischen von I[rmtraud] Zimmermann-Göllheim. 271 S.
Erste deutsche Taschenbuch-Ausgabe: Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1975. 239 S.
Hochgeladen am 24. September 2021. Zuletzt aktualisiert am 4. August 2023.