John Updike
Der Zentaur
„Der Stil von John Updike, er hat etwas Glitzerndes, etwas Schillerndes.
Er zeigt seine Figuren in ihrer ganzen Alltäglichkeit, ihrem verzweifelten Bemühen, ihrem Leben einen Sinn abzuringen, ihrem alltäglichen Kampf gegen die Widrigkeiten des Lebens.
Es sind alles eigentlich kleine Helden, Helden wie du und ich. „Der Zentaur” (1963) bietet zu dieser Erkenntnis einen Schlüssel: die Wiederkehr der griechischen Sagenwelt im hier und jetzt, im Leben des kleinen Mannes. Er ist es, der dies alles durchkämpft und leidet, die Qual, die Pein, die Siege, der Triumph, die Tragik, die Niederlagen, alles in seinem kleinen Leben.
Aber es ist nicht nur das. Die Figuren, wie Peters Vater, sind nicht nur, nicht einmal vorwiegend tragisch, sie sind auch traurig, komisch und liebenswert.
Und wie Situationen geschildert werden, Situationen zwischen Menschen, aber einfach auch Erleben von Umgebung, von Natur und von gebauter und geschaffener Umgebung, z. B. von Räumen oder Straßen. Es sind die Bedeutungsschwere und -vielfalt des ganzen Universums und des ganzen Menschengeschlechts seit den archaischen Anfängen, die in seinen Geschichten mitschwingen und durchschimmern. Aber nicht auf eine Weise, die den Leser erschlägt oder Handlung und Personen überfrachtet, sondern Universum und all die archaischen Grundströmungen der Menschen (Angst, Begehren, Freude) sind eingebunden in die Handlung und die Ebene der Personen, auf eine schillernde Weise.
Es lebt alles auf im Leben und Empfinden der Personen, und so ganz alltäglicher Personen, die so ganz alltägliche Schicksale haben. Das ist vielleicht das Besondere an Updikes Personen, und deshalb sind sie so sensibel und, beinahe, hellsichtig.
Das andere ist die Sexualität. Schwer auszudrücken. Es ist die Differenziertheit. Und das mitschwingende Archaische, das Urerlebnis. Die gleichzeitige Reduktion auf „Mann und Frau” und die größte Differenzierung und Komplexität von Handlung und Erleben der Personen.
Es ist alles auch: das Göttliche, das Große im Kleinen, Unscheinbaren.”
Peter Eisenburger, 19. Februar 1990.
Erstausgabe: The Centaur. Alfred A. Knopf, New York 1962.
Abgebildete Ausgabe: Der Zentaur. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Maria Carlsson. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1966. 323 S. Deutsche Erstausgabe.
Hochgeladen am 21. März 2021. Zuletzt aktualisiert am 6. Januar 2023.