Schöne Städte Deutschlands
Steinau an der Straße
Steinau an der Straße

Steinau an der Straße im hessischen Kinzigtal hat
ein mittelalterliches und vorbildlich saniertes Stadt-
bild, wie man das in dieser Form nicht häufig sieht.

Ehemals “an der Straße”, nämlich der früher stark frequentierten Handelsroute Frankfurt-Leipzig, heute aber abseits der Hauptverkehrswege liegend, bleibt das Städtchen vom Durchgangsverkehr verschont.
Es herrscht eine beschauliche Ruhe, die einen ver-
gessen machen kann, dass wir im hektischen, immer mehr elektronisch bestimmten 21. Jahrhundert leben.

Dankenswerterweise bleiben bis jetzt (2013) auch
die in unmittelbarer Nähe befindlichen Hügel von den landschaftszerstörenden Windkraftwerken verschont. Die schwarzen Solardächer, die hier und da schon
das Bild der Innenstadt verunzieren, sind Frevel genug.

Allerdings scheint die Lage abseits der Ballungs-
gebiete auch ein bisschen die Sorge der Kommunal-
behörden zu sein, denn erstaunlich wenige Touristen wollen die Ruhe und Schönheit von Steinau an der Straße genießen. Als die Fotos entstanden, immerhin an einem schönen und nicht zu heißen Mittwoch vormittag Ende Juli 2013, waren die Straßen und Plätze fast menschenleer.

Die städtischen Behörden und ihre Mitarbeiter sind sehr freundlich und aufgeschlossen. Zum Beispiel nahm sich Bürgermeister Walter Strauch persönlich die Zeit für ein Gespräch mit dem Fotografen und gestattete ihm entgegenkommenderweise den Weg in die Obergeschosse des Rathauses, von wo einige der Aufnahmen entstanden sind.

Unterwegs in Steinau: entlang der Brüder-Grimm-Straße

Die Hauptroute für Besucher durch das Städtchen ist die Brüder-Grimm-Straße. Eine Möglichkeit besteht darin, die Straße vom westlichen Ende zu durchwandern. Kostenlose Parkplätze stehen dort genügend zur Verfügung. Alle interessanten Stationen sind bequem von dieser Straße zu erreichen. Entlang der Brüder-Grimm-
Straße sind viele beachtliche Fachwerkhäuser zu sehen.

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Brüder Grimm-Haus und Städtisches Museum

Die touristischen Bemühungen der Gemeinde konzentrieren sich stark und völlig zu Recht auf das Erbe der Brüder Grimm, die hier lebten.
Bei der überragenden Bedeutung, die Jacob und Wilhelm Grimm für die deutsche Geschichte haben,
wird oft übersehen, dass es ihnen nicht nur um das deutsche Volksgut und die Märchen ging. Die Brüder Grimm wirkten auch in der deutschen Märzrevolution 1848 führend mit.
Das Grimm-Museum ist zentral und gut erreichbar in einem herrlich restaurierten Innenhof gelegen. 

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Am Kumpen: der große Marktplatz von Steinau

In Steinau heißt der große Platz nicht Markt- oder Schlossplatz, sondern “Am Kumpen”.

Hier ist man im Zentrum des Städtchens und genau
in der Mitte der Brüder-Grimm-Straße.

Um den Platz herum gruppieren sich fünf imposante Gebäude: das Rathaus, die Katharinenkirche, das Schloss, das Marionettentheater (der ehemalige Marstall) und ein Restaurant (das ehemalige Burgmannenhaus) sowie in der Mitte des Platzes der Märchenbrunnen (siehe Bilderstrecke).

Ein Café sucht man vergeblich, das ehemals bestehende hat geschlossen. Das Restaurant im Burgmannenhaus mit dem schattigen Sitzplatz davor wurde im Sommer 2013 neu eröffnet und erwies sich mit seinem Wildangebot (kalte Platte), wozu ein erfrischender Weißwein serviert wurde, als Volltreffer. Gegenüber bietet eine Eisdiele ihre Dienste an.

Vor Burgmannenhaus und Marstall hat man gut daran getan, einen alten, gepflegten Baumbestand zu erhalten.

 

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Renaissance-Schloss im Spiegelbild der Geschichte

Neben dem kulturellen Erbe der Brüder Grimm ist das beachtliche Renaissance-Schloss die Hauptattraktion und das Wahrzeichen von Steinau an der Straße.
Das Schloss wirkt äußerlich trotz seiner beträchtlichen Ausmaße etwas rustikal. Der Grund liegt darin, dass in den 50er Jahren der Putz entfernt wurde – ausgerechnet vom Denkmalschutz, der damals das Leitbild der “Steinsichtigkeit” verfolgte.

Die wechselhafte Geschichte des Schlosses spiegelt
die großen Entwicklungen der deutschen Geschichte wieder. Von den Grafen von Hanau-Münzenberg im Heiligen Römischen Reich über die Zugehörigkeit zum Großherzogtum Frankfurt im napoleonisch dominierten Rheinbund, zum Kurfürstentum Hessen im Deutschen Bund bis zur Annexion durch Preußen.

Im 19. Jahrhundert wurde das Schloss unter anderem als Lazarett und als Zuchthaus genutzt. Heute kümmert sich die Verwaltung Staatlicher Schlösser
und Gärten um das Gebäude und hat bereits viel in
die Restaurierung investiert.

Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich den Aufstieg auf den Bergfried. Man wird einem atem-
beraubenden Rundblick belohnt (siehe Banner).
 

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In der Ziegelgasse: Kemenate und Reinhardskirche

Einer der lohnenden kleinen Abstecher beim Weg
durch Steinau führt in die Ziegelgasse. Die alte Kemenate, ein versteckter Pfarrgarten und die Reinhardskirche gibt es hier zu entdecken.

Die Kemenate ist eines der Gebäude in Steinau, das sich auf das Adelsgeschlecht derer von Hutten zurückführen lässt, ähnlich wie der heutige “Rosengarten”.
 

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Der Lieblingsplatz: am historischen Viehhof

Der schönste kleine Platz ist vielleicht der historische Viehhof, früher der Wirtschaftshof des Schlosses.

Ganz berückend ist die Stelle um den Kastanienbaum mit der Sitzbank (wo manchmal noch ältere Leute aus dem Ort sitzen), den beiden Brunnen und dem ehemaligen Backhaus.

Im Umkreis des Platzes lässt sich vorbildliche Altstadtsanierung besichtigen, sowohl in öffentlicher als auch in privater Trägerschaft. Einfach ein Schmuckstück, dieser “Viehhof”.

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Kinzigaue: kühler Bach und schattiger Wanderweg

Nicht nur an heißen Tagen empfiehlt es sich, in die Kinzigaue zu gehen. Es gibt eine herrliche Lindenallee an der Kinzig entlang. Außerdem kommt man an Bauerngärten und Teilen der alten Stadtbefestigung vorbei.

Der Weg ist so angelegt, dass man ihn als Teil eines Rundgangs einplanen kann, da er nördlich der gesamten Altstadt entlang führt. Ein guter Zugang
zur Kinzig ist zum Beispiel der Mühlberg (siehe Bilderstrecke).
 

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Die Fotos entstanden Ende Juli 2013.
Nikon D700, 50 mm 1.4 G, 28 mm 1.8 G.

Literatur:
Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen II. München 2008.
Kunsthistorischer Wanderführer Hessen. Stuttgart 1962.
Cäcilia Maria Rohde: Schloss Steinau an der Straße. Edition Staatliche Schlösser und Gärten 1. Bad Homburg vor der Höhe 1995.
Dorothee Schulz-Pillgram: Steinau an der Straße.
Das Dornröschen der hessischen Schlösser.
In: SehensWerte 2007, S. 48.

Tips für Hin- und Rückfahrt

Sehr gut erreicht man Steinau an der Straße von Westen über die A 66, die durch
das malerische Kinzigtal führt.

Für die Rückfahrt kann man als Alternative eine Fahrt durch den Vogelsberg einplanen. Man fährt dann nach Norden über die L 3196 Richtung Birstein über fast alpine Steigungen mit wunderbaren Blicken. Sehr schön auf dieser Strecke auch die Baumgruppen etwa einen halben Kilometer vor der Ortseinfahrt Birstein.

Auf die Previews klicken.

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