An der Lahn
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So schreibt der Kunsthistorische Wanderführer Hessen. Marburg an der Lahn hat mich seit meiner Jugend auf allen Lebensstationen begleitet, obwohl mich die ZVS lahnabwärts ins unansehnliche Gießen verschlug. Aber immer war Marburg präsent. Immer hat Marburg eine Rolle gespielt – auch als Ort der Sehnsucht.

Geist und Kultur, ein außergewöhnlich schönes Stadtbild mit einer prächtigen Altstadt sowie ein ausgeprägtes Studentenleben. Das sind einige Stichworte, die die Strahlkraft von Marburg beschreiben. An der Lahn entlang haben wir es historisch wohl mit der bedeutendsten Stadt zu tun.

Auf dieser Seite sollen einige Impressionen wiedergegeben werden, die dem Besucher ein typisches Bild von Marburg aufzeigen.

Elisabethkirche und Umgebung

Der beste Parkplatz war schon immer hinter der Elisabethkirche. Und damit sind wir an der ersten der vier Stationen, die das Stadtbild von Marburg prägen.

Die Heilige Elisabeth von Thüringen (1207–1231) war eine der bemerkenswertesten Frauen des Mittelalters. Sie lebte die letzten drei Jahre ihres kurzen Lebens in Marburg, wo sie aufopferungsvoll Kranke pflegte. Die ihr gewidmete Kirche (Baubeginn 1235) mit den 80 m hohen Türmen beherrscht das Stadtbild bis heute.

In der Nähe befinden sich noch Ruinen des zu Lebzeiten Elisabeths betriebenen Hospitals. Genau genommen sind es aber nicht die eigentlichen Krankenräume, sondern die Überreste der dazugehörigen Kapelle.

Hinter der Kirche liegen das Deutsche Haus und das Herrenhaus mit ihrer massiven Anmutung, einst Wohngebäude der Ordensmitglieder. Andere Gebäude des um die Kirche herum liegenden Komplexes wurden 1884 abgerissen.

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Auf dem Weg in die Altstadt: Steinweg und Wettergasse

Der schönste und beste Weg in die Oberstadt ist der Steinweg, den man nur ein paar Schritte entfernt von der Elisabethkirche betritt und der zügig, aber noch nicht sehr steil bergan führt. Auf dem höchsten Punkt geht der Steinweg in die Neustadt über, um in die Wettergasse zu münden. Station Nr. 2.

Links und rechts gibt es zahlreiche historische Wohnhäuser zu bewundern, in deren Erdgeschossen die für Marburg typischen kleinen Läden und Cafés ihre Dienste anbieten.

Die Pause

Das beste Bistro ist “Die Pause”, in einer winzigen Seitengasse gelegen, die man leicht verpassen kann, aber nicht sollte. Denn hier bieten sich dem dürstenden Wanderer kühler Schatten, labende Speisen und Getränke. An die Quiche und den köstlichen Cidre, den ich sogleich nachbestellte, denke ich mit wohligen Empfindungen zurück. Je nach Lust und Wetter kann man auch draußen sitzen, falls die allgemein starke Frequentierung der Außenanlagen dies zulässt.

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Literatur
Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler.
Hessen I. München 2008.
Kunsthistorischer Wanderführer Hessen. Stuttgart 1962.
G. Ulrich Großmann: Schloss Marburg. Regensburg 2006.

Die Fotos entstanden an einem sehr schnell heiß werdenden Tag Ende Juli 2018.

Nikon D700, Nikkor 50mm/1.4G, 28mm/1.8G.

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Kornmarkt und Markt

Die Wettergasse geht über in die Reitgasse. Dort liegen drei Attraktionen von Marburg. Da haben wir zunächst das Café Vetter mit der berühmten, aber vor der Sonne nicht geschützten Aussichtsterrasse. Dann kommt der kleine Kornmarkt, der sehr viel Atmosphäre hat und mein Lieblingsplatz in Marburg ist. Ganz ruhig, ein wunderbarer Blick, die große Linde mit den weiten Ästen und nebenan die Alte Universität mit der Universitätskirche – altehrwürdige Institutionen. Die Marburger Universität wurde am 1. Juli 1527 als protestantische Hochschule eingeweiht.

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Von der Reitgasse und dem Kornmarkt führen mehrere schmale Gassen zum Marktplatz. Eine davon ist der Hirschberg und wie viele Wege in Marburg endet auch diese in einer Treppe (siehe Bild). Der Marburger Markt wurde wie praktisch alle vergleichbaren Plätze in den Altstädten Deutschlands von der Gastronomie erobert. Das beste Café (nicht im Bild) ist das “Am Markt”. Man sitzt hier sehr schön im Schatten, direkt nebenan das Historische Rathaus mit der blauen Uhr (siehe Bild). Die Servicekräfte sind aufmerksam und freundlich und auch noch so qualifiziert, dass sie die “Nassauischen Annalen” erkennen, die der Gast mit sich führt, und für eine angeregte Konversation über diese Lektüre zur Verfügung stehen.

Aussicht

Vom Markt bis zum Schloss hoch ist es sehr steil und schon mancher ist ins Schwitzen und außer Puste gekommen, erst recht an einem so heißen Tag. Aber es lohnt sich. Die Aussicht, die man von hier oben genießen kann, ist überragend. Dominant für den Blick ist die Lutherische Pfarrkirche S. Marien.

Ein Teil der Anlage hat auch Bänke und Schatten spendende Bäume. Wie die Wurzeln dieser Linden hier oben an Wasser kommen, ist ein Rätsel.

Was man ebenfalls sieht, ist das, was der Dehio 2008 über die Stadtgestalt von Marburg schrieb:
“Stark wuchernde dezentrale Ausdehnung im Tal”.
Allerdings wurde auch über die Altstadt hervorgehoben: “Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, überwiegend einfühlsame Objektsanierungen.” (S. 610)

Direkt unterhalb des Eingangs zur Schlossanlage gibt es ein Café – an schönen Tagen allerdings restlos belegt.

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Das Schloss

Das ehemalige Schloss der Landgrafen von Hessen war tatsächlich nur kurze Zeit eine Hauptresidenz, denn schon bald nach Errichtung der Landgrafschaft Hessen durch Sophie von Brabant (1224–1275), der Tochter Elisabeths, sollten sich die Gewichte nach Kassel sowie nach dem Sieg über Nassau im Katzenelnbogener Erbfolgestreit auch nach Darmstadt verlagern, womit schon die heutige Gestalt von Hessen vorgezeichnet war.

Dennoch wurde hier in Marburg weiter prächtig ausgebaut, ab 1624 auch als Festung. Die Festungsanlagen ließ Napoleon 1807 sprengen.

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