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Frühling 2013
Zunächst ein paar schöne, fast frühlingshafte Tage. Am 7. März, dem ersten Tag, an dem ich im Garten keine Schneereste mehr sehe, ziehen zwei riesige Schwärme Kraniche über das Dorf hinweg.
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Schneeglöckchen erscheinen auf der geschützten Wiese.
Ein untrügliches Zeichen für den Frühling ist auch immer, wenn sich die Spatzen im Hof versammeln. Diesmal sind sie sogar in der Minderzahl. Vier Buchfinken, drei Sperlinge und einen Grünfink kann ich unterscheiden. Sie laben sich an den Körnern, die die Amseln in aufreizend-lässiger Manier aus dem Vogelhäuschen geschert haben und die seitdem auf dem Pflaster liegen.
Am 9. März wieder Kraniche. Diesmal sehr hoch fliegend. Mehrere Schwärme fangen an zu kreisen, bis sie dem Blick entschwunden sind. Sind sie auf der Suche nach einem Rastplatz? Es ist zwar noch länger hell, aber wittern die Vögel (auch morgens sehr früh noch in der Dunkelheit höre ich welche) vielleicht, dass sie nach Norden hin in eine Schneefront fliegen werden?
Diese Schneefront rollt Anfang der zweiten Märzdekade über uns hinweg. Für ein paar Tage ist es noch mal tiefster Winter. Am Vogelhäuschen, unterdessen schon etwas verwahrlost, herrscht wieder Betrieb. Ein Rotkehlchen findet sich jetzt auch ein. Am 15. März nochmals Kraniche in den Höhen.
Der März bleibt winterlich kalt (wir haben einen sogenannten “Märzwinter”) und spricht den Legenden vom Klimawandel Hohn. In einigen Gegenden Deutschlands bricht der März Minusrekorde aus dem 19. Jahrhundert!
Auf dem Speicher und im Schuppen stoße ich auf traurige Fragmente von Schmetterlings- flügeln. Der Kleine Fuchs hat die Überwinterung nicht geschafft. Die Kälte hat also auch hier Tribut gefordert.
Ganz arg ist es zu Beginn der dritten März-Dekade, als zwar kaum noch Schnee liegt, aber ein scharfer Ostwind Mensch und Natur vor Kälte erzittern lässt. An die Aufnahme der Gartenarbeit ist nicht zu denken. Überhaupt sieht man auch kaum jemanden draußen.
Aber meine Singvögel im Hof. An einem Tag kann ich fünf Buchfinken zählen, an einem späteren Tag sogar neun. Die Art muss letztes Jahr erfolgreich gebrütet haben oder alle Buchfinken der Gegend zieht es durch opulentes Streufutter angelockt in meinen Hof. Ein weiterer, nicht häufiger Gast: ein Hänfling-Weibchen, zu identifizieren am gestreiften Gefieder und den hellen Flügelspitzen. Und dann kommen auch noch zwei Girlitze. Spatzen sind natürlich immer vertreten, einmal bis zu zehn Exemplaren. Auch eine Drossel erscheint kurz. Meisen sind eher wenige zu sehen, eine Blau- und eine Kohlmeise lassen sich mal blicken.
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Am Karfreitag, direkt nach und, wie ich meine, durch den Vollmond, hat sich das Wetter geändert. Der beißende Wind ist weg. Dafür wieder Schneefall. Am Gründonnerstag war in unserer ehemaligen, niedlichen Hauptstadt noch ein Hauch von Vorfrühling gewesen.
Das ganze Osterfest bleibt nun winterlich kalt. Nur ein langer Spaziergang am Ostermontag durch den Grüngürtel der Goethe-Stadt bringt vorübergehende Linderung.
Anfang April ist es weiterhin sehr kalt mit einem schneidenden Ostwind. Am Vogelhäuschen und im Hof ein buntes Treiben der Singvögel – bis die räuberischen Elstern erscheinen, von fehlgeleiteten Naturschützern als wertvoll erachtet, vielleicht so lange, bis sie auch noch das letzte Singvogelnest ausgeräumt haben.
So hatten wir einen Winter, der gut vier Monate dauerte, und der, wie ich später sehen werde, die Zieräpfel in meinem Garten schwer beeinträchtigt hat, vor allem durch den späten Dauerfrost. –
Exakt zu Neumond und zum Beginn der zweiten April-Dekade kommt der Umschwung. Und der wird heftig. Ganz plötzlich haben wir sommerliche, ja fast hochsommerliche und schwüle Temperaturen. Nachdem Körper und Geist sich an einen andauernden, schier nicht enden wollenden Winter eingestellt haben, meint man jetzt fast, Wahrnehmungs- störungen zu haben, wenn man raus geht. Die Wiese ist innerhalb weniger Tage grün. Die Schneeglöckchen sind verwelkt und das saftig-grüne Scharbockskraut mit seinen gelben Blüten bedeckt den Boden.
Oben am Waldrand der erste Schmetterling.
Nach diesen wenigen sommerlichen Tagen setzt für den Rest des Monats bei überwiegend trockener Witterung ein typisches April-auf-und-ab ein, das zwischen frühlingshaft und frisch changiert. –
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Von oben: Buchfinke (Männchen), Girlitz (Männchen), Rotkehlchen, der seltene Anblick eines Eichhörnchens im Vogelhäuschen, Kleiber und Bluthänfling (Weibchen). Es existieren auch Fotos des Männchens mit rot überlaufenem Gefieder, darauf sieht man aber zu viel Unkraut im Hof.
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Es ist der 24. April 2013 und Vollmond. Am ersten richtigen trockenen und sonnigen Tag, an dem bei strahlend blauem Himmel, der nur über dem Horizont ein paar helle Wolkenstreifen zeigt, ein leichter, angenehmer Wind weht – es ist der erste Tag dieser Art seit einem halben Jahr – werden die Kühe auf die Kuppe gebracht. Wie werden sie sich jetzt fühlen, gerade die Kälber, die bisher nur den Stall kennen, nun in der Weite, inmitten von sattem Grün und leuchtendem Blau, in der frische Luft, die über das Fell streicht, all die verlockenden Düfte von Gras und Kräutern in den Nüstern?
Abends sind die ersten Schwalben am Himmel.
Häufig sehe ich in diesen Tagen im Hof Vögel an den frischen Schoten der Ackerschmalwand picken. Vor allem die Bluthänflinge lieben diese Speise. Die Ackerschmalwand ist ein Unkraut aus der Familie der weiß blühenden Kreuzblütler. Sie hat sich zwischen den Ritzen des Basaltpflasters breit gemacht, geschickt den Springmechanismus der reifen Schoten nutzend.
Am 27. April – recht spät, wie ich meine – hat sich auch der Hausrotschwanz wieder eingefunden. Am nächsten Tag beobachte ich im Hof, wie zwei Männchen um ein Weibchen Balz halten.
Und bald hört man auch wieder die Distelfinken auf der Streuobstwiese herumlärmen.
Der 1. Mai bildet den Übergang zu einem insgesamt freundlichen Witterungsabschnitt. Die Natur ist noch weit zurück – jedenfalls gegenüber den Verhältnissen, an die wir uns gewöhnt hatten. Nun heißt es wieder: “Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus.”
Mitte der ersten Maidekade ein paar (wenige!) richtig schöne und warme Tage. Welche Freude und – ach! – welche Entspannung, im leichten Wind bei wechselnder Bewölkung unter dem blühenden Dach des Kirschenbaumes zu sitzen und dem emsigen Blaumeischen zuzusehen.
Die Eisheiligen kommen jedoch mit Macht und bringen empfindlich kaltes Schauerwetter, teilweise mit Hagel (“et kisselt”). Und leider hält sich das schlechte Wetter nicht an die ihm zustehenden Tage... Es nimmt eigenmächtig eine Verlängerung. 11 Grad nachmittags an einem 17. Mai, das macht nicht gerade Freude. Seit November, also nun im siebten Monat hintereinander, ist es nun schon überwiegend feucht, trüb und auch von den Temperaturen her leicht unter dem langjährigen Mittel. Verrückt: in Norwegen ist es aktuell über 10 Grad wärmer als in Spanien. Die Extreme sind noch ungewöhnlicher: in Madrid 9 Grad, in Göteborg 23 Grad...
Das Pfingstwochenende bringt ein bis ins Saarland reichende Zwischenhoch. Fönartiger Wind hat aus dem Süden die Schwalben herangetragen, die nun zahlreich die mutige, bereits Ende April eingetroffene Vorhut ergänzen.
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Schon am Pfingstmontag folgt ein brutaler Temperatursturz auf eher winterliche denn frühlingshafte Werte. Schuld daran ist eine sehr ungewöhnliche Wetterlage. Ein über Deutschland zirkulierender Tiefdruckwirbel führt nach Westeuropa kühle Luftmassen aus den nördlichen Meeren heran, während nach Osteuropa und bis hin nach Skandinavien sommerlich warme Luft gelangt. Aus meteorologischer Sicht “sehr interessant” – man würde sich aber lieber weniger “interessantes” als vielmehr beständiges und schönes Wetter wünschen – und wenn es nur zur Abwechslung wäre...
Unterdessen – begünstigt durch die seit Jahren grassierende Kälte – gelangen auch in die Medien zunehmend, wenn auch noch überwiegend leichte Zweifel an der postulierten und der Wahrnehmung eklatant widersprechenden “Klimaerwärmung” oder zumindestens deren bis vor kurzem behaupteten Ausmaße.
Ende Mai. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen nicht mal zweistellige Werte. Bei Dauerregen peitschen november- ähnliche Windböen die Zweige und Blätter. Ein paar Minuten Fotografieren im Garten geraten zu einem Outdoor-Abenteuer, das die regendichte D700 übersteht, aber die Jeans zum Trocknen an die Heizung befördert.
Immer ist November. Nie ist Mai.
Doch dann... Am 31. Mai fegt ein so nie erlebter warmer, stürmischer Nord(!)wind (der Tiefdruckwirbel existiert immer noch) das Regengebiet zunächst hinweg. Aber wie erfolgreich?
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Ein Zwischenhoch lässt Apfel- und Fliederblüte wenigstens kurzfristig genießen...
... ehe wieder Regen und Kälte einsetzen.
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